Ich ging durch einen grasgrünen Wald

Vergib mir, Freund, man sieht nicht ein, Warum notwendig wir erliegen sollen; Warum es soll unmöglich ganz, Undenkbar sein, wenn es auch schwer gleich sein mag, Falls wir nur sonst vereint, nach alter Sitte, wären, Den Adler Roms, in einer muntern Schlacht, Aus unserm deutschen Land hinwegzujagen. Nein, nein! Das eben ists! Der Wahn, Thuiskar, Der stürzt just rettungslos euch ins Verderben hin! Ganz Deutschland ist verloren schon, Dir der Sicambern Thron, der Thron der Katten dir, Der Marsen dem, mir der Cherusker, Und auch der Erb, bei Hertha! schon benannt: Es gilt nur bloß noch jetzt, sie abzutreten. Wie wollt ihr doch, ihr Herrn, mit diesem Heer des Varus Euch messen – an eines Haufens Spitze, Zusammen aus den Waldungen gelaufen, Mit der Kohorte, der gegliederten, Die, wo sie geht und steht, des Geistes sich erfreut? Was habt ihr, sagt doch selbst, das Vaterland zu schirmen, Als nur die nackte Brust allein, Und euren Morgenstern; indessen jene dort Gerüstet mit der ehrnen Waffe kommen, Die ganze Kunst des Kriegs entfaltend, In den vier Himmelsstrichen ausgelernt? Nein, Freunde, so gewiß der Bär dem schlanken Löwen Im Kampf erliegt, so sicherlich Erliegt ihr, in der Feldschlacht, diesen Römern. Mithin ergibst du wirklich völlig dich In das Verhängnis – beugst den Nacken Dem Joch, das dieser Römer bringt, Ohn auch ein Glied nur sträubend zu bewegen? Behüte Wodan mich! Ergeben! Seid ihr toll? Mein Alles, Haus und Hof, die gänzliche Gesamtheit des, was mein sonst war, Als ein verlornes Gut in meiner Hand noch ist, Das, Freunde, setz ich dran, im Tod nur, Wie König Porus, glorreich es zu lassen! Ergeben! – Einen Krieg, bei Mani! will ich Entflammen, der in Deutschland rasselnd, Gleich einem dürren Walde, um sich greifen, Und auf zum Himmel lodernd schlagen soll! Und gleichwohl – unbegreiflich bist du, Vetter! Gleichwohl nährst keine Hoffnung du, In solchem tüchtgen Völkerstreit zu siegen? Wahrhaftig, nicht die mindeste, Ihr Freunde. Meine ganze Sorge soll Nur sein, wie ich, nach meinen Zwecken, Geschlagen werd. – Welch ein wahnsinnger Tor Müßt ich doch sein, wollt ich mir und der Heeresschar, Die ich ins Feld des Todes führ, erlauben, Das Aug, von dieser finstern Wahrheit ab, Buntfarbgen Siegesbildern zuzuwenden, Und gleichwohl dann gezwungen sein, In dem gefährlichen Momente der Entscheidung, Die ungeheure Wahrheit anzuschaun? Nein! Schritt vor Schritt will ich das Land der großen Väter Verlieren – über jeden Waldstrom schon im voraus, Mir eine goldne Brücke baun, In jeder Mordschlacht denken, wie ich in Den letzten Winkel nur mich des Cheruskerlands Zurückezieh: und triumphieren, Wie nimmer Marius und Sulla triumphierten, Wenn ich – nach einer runden Zahl von Jahren, Versteht sich – im Schatten einer Donarseiche, Auf einem Grenzstein, mit den letzten Freunden, Den schönen Tod der Helden sterben kann. Kurz, wollt ihr, wie ich schon einmal euch sagte, Zusammenraffen Weib und Kind, Und auf der Weser rechtes Ufer bringen, Geschirre, goldn’ und silberne, die ihr Besitzet, schmelzen, Perlen und Juwelen Verkaufen oder sie verpfänden, Verheeren eure Fluren, eure Herden Erschlagen, eure Plätze niederbrennen, So bin ich euer Mann.
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